Bassistin, Komponistin, Sidewoman, Bandleaderin.

I.

Vorlieben.

Seit nunmehr 15 Jahren entfacht die Kontrabassistin Caris Hermes ihre leuchtende Klangwelt voller Bezüge, Verästelungen und sensibler Stimmungslagen. Alles scheint für sie möglich im Spannungsfeld von Swing, Groove, Straight Ahead und subtilem Modern Jazz.

„Ich fühle mich im Modern Jazz und im Straight Ahead besonders zu Hause – und auch am wohlsten. Das ist einfach die Musik, für die mein Herz schlägt.“

Längst schon hat sich Caris Herms als hochgeschätzte, virtuose Sidewoman etabliert, die mit ihrer rhythmischen und melodischen Vielfalt Mitspieler*innen wie auch das Publikum beeindruckt. Tatsächlich hat ihr Kontrabass seine ganz eigene Stimme: Ob einfühlsam singend oder summend, ob seelenvoll groovend oder ausgelassen walkend, mit delikater Raffinesse zelebriert Caris Hermes die immense Spannweite ihres Instruments. Ihre Fähigkeit, komplexe musikalische Visionen wechselnder Bandleader zu transformieren, macht sie in Deutschland zur bevorzugten Wahl in ihrer Kategorie.

Herausragende Künstlerinnen: WDR Jazzpreisträgerin Caris Hermes WDR3 (04:32 Minuten)

II.

John Goldsby.

„Die Liebe zum Kontrabass habe ich tatsächlich durch John Goldsby entdeckt. Ich habe bei ihm das Jugendstudium Kontrabass absolviert, und er ist der Grund dafür, dass ich das jetzt alles überhaupt mache.“

Caris Hermes studierte an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Dort absolvierte sie von 2008 bis 2011 das Jungstudium Kontrabass bei John Goldsby (WDR Big Band).

„Für das Jungstudium, für das mir meine Schule freigegeben hat, bin ich von Lippstadt nach Essen-Werden gefahren, das sind mit dem Zug anderthalb Stunden. In jenen Jahren war John eine zweite Vaterfigur, er hat mir unendlich viel positiven Input gegeben. Natürlich hat er auch kritisiert, seine Kritik aber immer positiv verpackt, sodass ich nach jeder Stunde glücklich aus dem Unterricht herauskam. Beim Musik Lehren ist man nah an einer Person dran, das ist etwas sehr Persönliches, und dabei kritikfähig zu bleiben, ist gar keine einfache Aufgabe. Das aber hat John geschafft, sodass ich immer hochmotiviert war.“

„Wir sind in dieser Zeit nahezu die ganze Jazzgeschichte durchgegangen. John hat darüber drei Lehrbücher geschrieben, entsprechend haben wir viel mit Notenmaterial gearbeitet. Paul Chambers, Ron Carter, Ray Brown, all die wichtigen Bassisten dieser Welt sind wir durchgegangen, wobei wir stets nah am Straight Ahead waren, das ist Johns angestammtes Feld.“

Me and My Music SWR2 (26:16 Minuten)

III.

Stationen.

Caris Hermes war Mitglied des Jugendjazzorchesters NRW und spielte in etlichen weiteren Großensembles, der WDR Big Band, der HR Bigband und dem Glenn Miller Orchestra. Sie war Mitglied im Pascal Bartoszak Quartet, im Charlotte Ilinger Quartet sowie im Jerry Lu Trio. Immer wieder spielt sie mit Paul Heller, so in seiner Reihe „Paul Heller
invites…“ (früher: Paul Heller’s Next Level Jazz) sowie in seinen Ensembles „Little Bigband“ und „Two Generations“.

Darüber hinaus spielte sie Gigs mit Hans Dekker, traf ebenso auf Denis Gäbel, Roman Schwaller, Steffen Schorn, Ansgar Striepens, Robert Landfermann, Stefan Pfeifer, Stefan Schulze, Marko Lackner, Marcio Doctor, Luciano Biondini, Afra Mussawissade, Shannon Barnett, Anat Cohen, Joris Roelofs, John Rucco, Andy Haderer, Martin Sasse, Giovanni Falzone, Hr-Bigband, Fay Claassen, Jeff Cascaro, Gabriel Perez, Hubert Nuss, Joost van Schaik, Uli Beckerhoff und viele andere.

Caris Hermes im Porträt WDR3 (04:50 Minuten)

IV.

Wegbegleiter*innen.

„Bereits während der Zeit bei John Goldsby war ich auf einem Workshop in Bielefeld, und da habe ich Niklas Walter und Jakob Lüffe kennengelernt, das war also schon sehr früh. Wir spielten dann zusammen beim Jugendwettbewerb und gingen gemeinsam zum Landesjugendjazzorchester. Bald lernten wir Pascal Bartoszak kennen und haben auch mit ihm viel gespielt.“

Mehrfach wurde Caris Hermes ausgezeichnet, u.a. mit dem WDR-Jazzpreis mit dem Jjo NRW (2013), dem Hästens Jazzaward (2016), zweimal mit dem Sparda Jazzaward (Pascal Bartoszak Quartet, 2015/Charlotte Illinger Quartett,2017) sowie dem Preis Jazz@undesigned mit Unit 5 (2018). Seit 2011 war sie auf zehn Studioalben sowohl junger als auch etablierter Jazz-Größen zu hören. Als Sidewoman füllen bis heute mehr als 150 nationale und internationale Shows pro Jahr ihr Live-Portfolio.

„Diese Feinheit, dieser Groove – Ich habe mich stets im Straight-Ahead- Umfeld wohlgefühlt. Dies ist bis heute die Jazz-Form, die etwas mit mir macht. Da hängt viel Herzblut drin, und es zeigt mir immer wieder neu, wofür mein Herz schlägt.“

V.

Paul Heller & Martin Sasse.

Seit 2018 bilden Caris Hermes und Niklas Walter mit Paul Heller und Martin Sasse das Two Generations Quartet. Dabei stehen der musikalische Austausch sowie die vielfältigen Einflüsse zweier Generationen im Mittelpunkt. Das Quartett ist die Konsequenz aus der langjährigen Zusammenarbeit von Paul Heller und Martin Sasse, mit Caris Hermes und Niklas Walter komplettieren zwei Musikerpersönlichkeiten der jüngeren Generation das Quartett. Der gemeinsame künstlerische Austausch führt zu wechselseitiger Inspiration und meistert spielerisch generationsübergreifende Herausforderungen.

„Martin Sasse und Paul Heller haben uns, also Niklas und mich, schon immer unterstützt. Sie haben uns viel mitgenommen, zu Konzerten oder auch zu Proben, wenn jemand anders mal nicht konnte. Sie sind nun mal Jazz-Größen, und es war toll, wenn sie einen mitnahmen. Dann haben Paul und Martin wohl gedacht, okay, machen wir ein Quartett auf. Ich denke, sie mögen, wie ich spiele, und deshalb haben sie immer wieder geschaut, dass ich dabei bin.“

VI.

Die CD : „Caris Hermes“.

Im Jahr 2018 erschien Caris Hermes‘ Debüt-EP „Human“, zur selben Zeit zeigte sie beim PENG-Festival in Essen neue Facetten als Quartett- Bandleaderin. Ihre Fähigkeit, komplexe musikalische Visionen wechselnder Bandleader zu transformieren, prädestinierte sie nun dazu, auch unter eigenem Namen zu firmieren.

Im September 2022 erschien auf dem neuen Label JazzJazz Records das Album „Caris Hermes“ als ebenso verführerische wie komplexe Klangreise: ein betörendes, mal klanglich Funken schlagendes, mal balladesk intimes Meisterwerk.

„Durch Corona hatte man viel Zeit, sich damit zu befassen, wo man hinwill und was man zukünftig machen will. Jens Bosch (Label JazzJazz), Paul Heller und Martin Sasse hatten mich schon immer dazu ermutigt, etwas Eigenes zu machen. Als es dann durch die Initiative Musik die Möglichkeit gab, Mittel zu bekommen und so den Eigenanteil im Rahmen zu halten, habe ich mich beworben. Danach ging alles sehr schnell. Ich musste mich in aller Eile um einen Studiotermin kümmern, danach um einen Mischtermin, denn das Album musste in einem Monat fertig gemastert sein, damit es ins Pressewerk kam. Ich hatte also gar keine Wahl, mir mehr Zeit zu lassen. Gleichwohl hatte ich eine klare Vorstellung davon, was ich mit der CD leisten wollte! Dazu gehörte auch, dass ich nach all den Jahren der Unterstützung etwas zurückgeben wollte. So habe ich Mitmusiker gewählt, die mich seit Jahren schon unterstützen. Natürlich hätten da noch viel mehr Menschen dabei sein müssen, John Goldsby hatte ich mir für ein Duo gewünscht, auch bei Hans Dekker hatte ich angefragt, aber dann kam leider so manches dazwischen.“

Im Zentrum der CD steht das Trio Caris Hermes Billy Test und Niklas Walter. Mit Andy Haderer, Paul Heller, Stefan Pfeifer Galilea und Martin Sasse schauen versierte Gäste und langjährige Weggefährten vorbei. Ob im Trio, Quartett oder Quintett: Alles scheint für Caris Hermes im Spannungsfeld von Swing, Groove, Straight Ahead und subtilem Modern Jazz möglich.

„Ich habe grundsätzlich ein gutes Gespür dafür, wann ich etwas rund finde. Ich habe einige Stücke selbst geschrieben, wobei ich meine derzeitigen Stärken eher noch im Komponieren von Balladen sehe, weniger im Uptime-Straight-Ahead-Schreiben – auch wenn ich diesen Stil so sehr liebe! Jerry Lu, habe ich gebeten, ein Stück beizusteuern, und Carla Köllner hat ein ¾-Arrangement für mein Stück „Extraordinary People“ geschrieben. Sie arbeitet auch für Big Bands und kann einfach gut arrangieren und komponieren. Und Paul Heller und Martin Sasse haben mir sogar jeweils ein Stück geschenkt!“

Caris Hermes in BBC Jazz World BBC with Linley Hamilton

VII.

Straight Ahead … and Beyond.

Mit ihrem Album „Caris Hermes“ hat die Bassistin, Komponistin, Arrangeurin und nun endlich auch die Bandleaderin Caris Hermes ein neues Kapitel in ihrem bereits gut gefüllten Oeuvre aufgeschlagen. Wobei es darin noch viel, viel Raum für weitere Eintragungen, Ergänzungen und höchst markante Fußnoten gibt!

Mag Caris Hermes dabei auch noch so sehr beteuern, dass ihr Herz für den Modern Jazz und den Straight Ahead schlägt und mag sie dies mit ihren musikalischen Taten immer wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen: Ohne ihre Neugierde und unverstellte Offenheit für weitere, stilistisch mitunter gänzlich andere Spielarten wäre das Gesamtkunstwerk „Caris Hermes“ einfach nicht komplett. Und wer sich an der Seite von Denis Gäbel, Johan Hörlen, Norbert Scholly und Silvio Morger in einem Geburtstagskonzert so selbstbewusst, stilsicher und energetisch vor Bass-Legende Charles Mingus zu verbeugen versteht wie Caris Hermes; oder wer das Jazz-Pop-Song-Ensemble „Wir hatten was mit Björn“ von Maika Küster und Maria Trautmann mit meisterhaften Grooves erdet – ja, der befindet sich eben auf einer magischen Reise, die noch an vielen Klang- und Stil-Stationen Halt machen wird.

Ein besonderes Dankeschön für diesen Text geht an Horst Peter Koll.

Aktuelle Releases

HIGHLIGHTS

  • WDR Jazzpreis 2024 und viertägige Live-Tour mit WDR-Big Band feat. Maika Küster

  • Paul Heller invites Bart van Lier feat. Paul Heller Big Band @ Stadtgarten, Köln (05.11.2023)

  • Deutschlandweiter Filmstart in über 40 Kinos vom Dokumentarfilm Jazzfieber – The Story Of German Jazz (07.09.2023)

  • Vierwöchige Forschungsreise in die Jazzszene von New York mit Meet & Greet Ron Carter und Buster Williams, sowie Jam-Sessions (04/2023)

  • Debutalbum Caris Hermes (09/2022, jazzjazz Records) erreicht 2.000.000 Streams und Listings auf Editorial-Playlists (Women in Jazz, Late Night Jazz, Jazz Relax, Calming Jazz und Relaxing Jazz Piano) von Spotify.

  • Paquito d’Rivera & Paul Heller Allstar Bigband (Köln/Wuppertal 2022)

  • Cologne Jazzweek mit Caris Hermes Group (ausverkauft, 2022) und Zusatzkonzert im Urania Theater (Köln)

  • Cologne Jazzweek Special – In Conversation w/ Caris Hermes (2022)

  • hr – Big Band “Echoes of Ellington” (2021)

  • Podcast-Episode für King Georg Jazzcast “Die gute Unterhaltung” (2021)

  • Einjährige Künstlerförderung des European Centre for Creative Economy (2019/20)

  • Paul Heller’s Next Level Jazz All Star Big Band feat. Joris Roelofs & John Ruocco (2019)

  • Jazz’n Chisinau International Festival mit Paul Heller, Martin Sasse, Niklas Walter in Moldavien (2019)

  • Paul Heller & Roman Schwaller CD-Release Konzert mit Martin Sasse, Niklas Walter (2019)

  • Jazz@undesigned mit Unit 5 (2018)

  • Silver World Choir Games in Südafrika mit Gospelchor Rejoice (2018)

  • Moers Jazzfestival mit FRÉ (2018)

  • Klavierfestival Ruhr mit Jerry Lu Trio (2018)

  • PENG-Festival, Essen mit Caris Hermes Quartet als Bandleader (2018)

  • Paul Heller’s Next Level Jazz All Star Big Band feat. Anat Cohen (2018)

  • Jazz Ralley Düsseldorf mit Charlotte Illinger (2017)

  • Sparda-Jazzaward mit Charlotte Illinger (2017)

  • Bachelor of Jazz Performing Artist Folkwang Universität der Künste (2017)

  • Haestens Jazzaward mit Charlotte Illinger (2016)

  • Sparda-Jazzaward mit Pascal Bartoszak Quartet (2015)

  • Dozentin der Jazz Groove Bigband in Lima, Peru (2015)

  • Finale Junger Deutsche Jazzpreis mit Pascal Bartoszak Quartet (2015)

  • WDR-Big Band, Zimmer frei ab 18 (2014)

  • Next Level Jazz – Paul Heller’s Little Big Band (2014)

  • Drei Nominierungen Jazzpreis Folkwang (2014)

  • WDR Jazzpreis ® mit Jjo NRW, Zweifach JugendJazzt NRW, DEW 21-Förderpreis mit Whole Step Quintet (2009-2013)

  • Tournee USA mit Gospelchor Rejoice (2012)

  • Viersen Jazzfestival (2012)

  • Tournee Europa mit East West European Jazzorchester (2012)

  • Tournee Senegal (2010) und Vereinigte Arabische Emirate (2011) mit Landesjugend Jazzorchester NRW