• RELEASE DATE /09.04.2018
  • LABEL /Double Moon Records
  • FORMAT /Digital / CD
  • BESETZUNG /Charlotte Illinger (voc), Jerry Lu (p), Caris Hermes (b), Niklas Walter (dr)

Beschreibung

Jeder Start ist ein Wagnis. Charlotte Illinger ist jung und liebt das große Repertoire. Sie hat einige Erfahrungen auf der Bühne gesammelt, als Mitglied des Landes Jugend Jazzorchesters NRW, des Bundesjugendjazzorchesters und anschließend während der vier Jahre, die sie am Prins Claus Conservatory im Niederländischen Groningen gelernt hat. Ein paar Preise bei »Jugend jazzt«, dem Haestens und dem Sparda Jazz Award hat sie auch gesammelt und inzwischen ist sie im Finale des Masterstudiengangs als Jazz Improvising Artist an der Folkwang Universität in Essen, also kurz davor, endgültig das Zepter als selbständige Künstlerin in die Hand zu nehmen. Und da hat ein Album, mit dem man sich unter eigenem Namen der Jazzwelt präsentiert, eine besondere Bedeutung. Es ist eine Visitenkarte, vielleicht auch ein Türöffner für die kommenden Jahre, in jedem Fall ein selbstbewusstes Statement, mit dem eine neue Stimme der deutschen Jazzwelt sich profiliert.

Die Richtung ist klar. Charlotte Illinger liebt die Tradition. Ihre Welt ist die Musik der Diven und Originale, die in den Fünfzigern und Sechzigern die Eckpfeiler des modern swingboppenden Jazzgesangs eingeschlagen haben. Stücke wie »But Beautiful« zum Beispiel, ein reizvoll zwischen Dur- und Mollkadenzen changierender Song, den Jimmy van Heusen 1947 ursprünglich für den Hollywood-Film »Road To Rio« geschrieben hatte und der unter anderem ein gutes Jahrzehnt später von Billie Holiday unsterblich gemacht wurde. Oder »Old Devil Moon« von Burton Lane, entstanden 1946 für die Broadway-Show »Finian's Rainbow« und für den Jazz durch den coolen Miles Davis der Fünfziger entdeckt.
Anderes wiederum stammt aus französischer Feder wie Charles Trenets »I Wish I Love«, hat Wurzeln im erwachsenen Pop eines Burt Bacharach wie »A House Is Not A Home« oder ist Produkt der eigenen Songwerkstatt. Alle diese Lieder verweigern sich dem Vordergründigen, dem schnellen Effekt, und zielen auf die Möglichkeiten, eigenständige Stimmungen und Farben zu entwickeln. Dabei verlässt Charlotte Illinger nicht die Grenze des Harmonischen und Geschlossenen, sondern erschließt sich vielmehr die Dimensionen ihrer Stücke aus der Innensicht einer swingenden, boppenden, balladenhaft sinnierenden Klangwelt.

Damit das funktioniert, hat sie sich bereits zu Beginn ihres Studiums mit gleichgesinnten Partnern zusammengefunden. Am Klavier des seit 2012 bestehenden Quartetts sitzt Jerry Lu, mehrfacher Preisträger von Wettbewerben wie »Jugend jazzt« und »Jugend musiziert«, der im vergangenen Sommer seinen Bachelor an der Kölner Musikhochschule abschloss und sich durch zahlreiche Kooperationen und Festivalauftritte in Europa einen Ruf als aufsteigende Kraft seines Instruments erspielt. Den Bass spielt Caris Hermes, Schülerin von Robert Landfermann und neben ihrem Studium an der Folkwang Universität in Essen national und international auf Festivals und mit Konzertreisen unterwegs.
Am Schlagzeug wiederum trommelt Niklas Walter, der über Dortmund und Köln ebenfalls an der Hochschule in Essen landete und unter anderem durch das Soulfood Organ Quartet bekannt wurde. Als Gastsolist und Tonmagier gehört schließlich der Saxofonist Paul Heller zum Team, der als feste Größe der Kölner Szene der heimischen Jazzwelt ein Begriff ist.

So setzt sich das Album »But Beautiful« als Mischung von reizvoll juvenilem Gesang, angenehm anspruchsvollem Repertoire und elegant gestaltender Band zu einem Debüt zusammen, mit dem Charlotte Illinger den Sprung ins Haifischbecken der Konkurrenz wagen kann.

Reviews

Jugend forscht in altbekannten Gewässern: So ließe sich Charlotte Illingers Debüt auch auf einen Nenner bringen. Aber damit würde man dem Ergebnis, das die Vokalistin hier vorlegt, kaum gerecht. Denn „But Beautiful“ ist ein bisschen mehr als nur die geschmackvolle Aneinanderreihung von Songs des „Great American Songbook“ wie „Nica’s Dream“, „Old Devil Moon“ oder „I Wish You Love“. Die 23-Jährige macht sich mit Musikern ihrer Generation (Pianist Jerry Lu, Bassist Caris Hermes, Drummer Niklas Walter) vielmehr daran, den Standards eine eigene Farbe und Atmosphäre aufzudrücken. Dies geschieht mithilfe manch überraschender Wendung sowie eines erfahrenen Masterminds wie Saxofonist Paul Heller. Um den Karriere-Türöffner nicht ausschließlich mit Fremdmaterial auszustatten, hat die Sängerin aus Herdecke an der Ruhr, die in Enschede und Groningen studierte und derzeit ihren Master als „Jazz Improvising Artist“ an der Folkwang Universität in Essen abschließt, auch drei eigene Songs in den Swing-Topf geworfen. Damit will Charlotte Illinger allen beweisen, dass sie nicht bloß eine weitere dieser vielen singenden Jazzsternchen ist.

– Reinhard Köchl, JAZZTHING.DE